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Kann ich Frieden stricken?

Seit Tagen versuche ich das Unfassbare zu begreifen. Krieg in der Ukraine. Ich kann nur versuchen, mir aus den Medien ein Bild davon zu machen. Es wird nur ein Bild bleiben, unfassbar. Meine Großmutter hat den ersten und zweiten Weltkrieg erlebt – überlebt. Sie wusste aus eigener Erfahrung was Angst ist, Hunger, Hoffnungslosigkeit, Machtlosigkeit, was es heißt, einer Situation ausgeliefert zu sein.


Wie immer, wenn ich Sorgen habe, greife ich zum Strickzeug. Der gleichmäßige Rhythmus des Strickens, das Gleiten der Maschen und das Fließen der Wolle durch meine Finger beruhigt mich. Ich kann nichts tun, was diesen Krieg beendet.

Aber ich kann Anteil nehmen. Und ich kann Position beziehen. Ich spreche mich klar gegen diesen Krieg aus. Ich verurteile ihn zutiefst. Und ich stehe zu den Menschen, die darunter leiden. Als Strickerin bin ich gut vernetzt, weit über so viele Grenzen hinweg. Ob über Ravelry oder Instagram, kenne ich Menschen, die nun nicht mehr posten können, was sie gerade stricken. Sie sitzen in Kellern, abgeschnitten von der Umwelt und haben nur noch Angst. An diese Menschen denke ich.

Und ich hoffe, dass sie wissen, dass sie nicht allein sind, dass ich und ganz viele andere Menschen in Gedanken bei ihnen sind. Jede Masche, die ich stricke ist verknüpft mit einem guten Gedanken an Frieden. So entsteht ein Netz aus Gedanken und aus Gemeinschaft. Ein filigranes Netz, aber es wärmt und gibt Zuversicht.

Ihr seid nicht allein – wir denken an Euch.

Author

claudia@freiss.de

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